„Wort zum Tag“:

 

 

 

Januar 2019, überarbeitet Sept. 2021:

Gedanken von Magnus Bell zur christlichen Ethik in der Arzpraxis:

„Hinter uns steht nur der Herrgott. sub umbra dei. Aufzeichnungen eines Chirurgen“ ist der Titel eines Buches des deutschen Chirurgen Hans Kilian.  Der uns trauende Pfarrer schenkte das Buch meiner Frau und mir (Magnus Bell) zur Hochzeit. Es ist nicht das Buch eines Helden, sondern eher ein Anti- Helden Buch. Kein romantischer Arztroman, sondern  ein Tagebuch aus  schweren Stunden des Arztberufes. Keine Gott- in Weiß Verherrlichung, sondern  ein Zeugnis der Demut.

Warum hat dieses Buch für mich in meinem Beruf Bedeutung erlangt?

1. Es erinnert mich an Jesu Wort: »Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken! Lukas 5:31 HFA

In den großen Klüften der Gesellschaften (arm und reich,  Mann und Frau, Kind und Erwachsener, Kranker und Gesunder, „Gerechter“ [gesellschaftlich anerkannter] und „Sünder“ [gesellschaftlich nicht anerkannter], Einheimischer und Fremder) sagt Jesus uns zu, dass gerade die benachteiligten Menschen Gottes Aufmerksamkeit haben. Lassen wir uns also von Jesus inspirieren und leisten unseren kleinen Beitrag zur lebendigen Verwirklichung des Reichs Gottes. Er ist kein Gott der Eliten sondern ein Gott der Entwurzelten, der Benachteiligten, der Fremden, der Kranken, der Ausgegrenzten, der Einsamen, der Depressiven,  und aller, die seine Botschaft annehmen.

So sind wir -alle Mitarbeiter der Praxis-  mit unserer Tätigkeit in der Arztpraxis in wunderbarer Weise eingebunden in Gottes Auftrag zum Dienst am Menschen.

2. Das Buch erinnert mich außerdem daran, dass ich selber schon einmal sehr schwer krank war und dass ich am Heiligen Abend die Intensivstation verlassen konnte. Dafür bin ich auch nach 14 Jahren immer noch dankbar:

aus Psalm 16:

1Beschütze mich, Gott, denn bei Dir suche ich Zuflucht!
2Du bist mein Herr und mein ganzes Glück!
5Du, Herr, bist alles, was ich habe;
du gibst mir alles, was ich brauche.
In deiner Hand liegt meine Zukunft.
7Ich preise den Herrn, denn er hilft mir, gute Entscheidungen zu treffen.
Selbst nachts erinnert mich mein Gewissen an das, was er sagt.
8Ich sehe immer auf den Herrn.
Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle.
9Darüber freue ich mich so sehr, dass ich es nicht für mich behalten kann
Bei dir, Herr, bin ich in Sicherheit.
10Du wirst mich nicht dem Tod überlassen, ich gehöre ja zu dir.
11Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt.
Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir;
aus deiner Hand empfange ich unendliches Glück.

 

Der Sinn unserer täglichen Arbeit als Ärzte ist  mir im Laufe der Jahre immer klarer geworden:

Im Zeitalter eines von industriellen Maßstäben geprägten Qualitätsmanagement sind  die folgenden Verse zu meiner persönlichen Praxisphilosophie und ethischen Grundlage geworden:

  • „Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken!“ Lukas 5:31 HFA. Heißt für mich:
    • ich bin gerne für die Menschen da, die meinen Rat brauchen.
    • Ich bin dankbar für die neuen therapeutischen Entwicklungen seit dem Jahr 2000. Neue Medikamente für Schuppenflechte oder für das Melanom sind ein wahrer Segen; die Therapieergebnisse gleichen einem Wunder.
  • „Ich will mich nicht mit eitlen (NeBH)/ trügerischen (NGU)/ unnützen(Luther)/ nichtigen (SCH2000) Dingen abgeben; schenk du mir die Kraft, den richtigen Weg zu gehen!“ Psalm‬ ‭119:37‬‬‬. Heißt für mich:
    • a) ich hinterfrage neue Behandlungskonzepte, die die Industrie in rasanten Tempo entwickelt. Ich biete Therapien und Untersuchungen an, die dem Patienten nützen, nicht aber solche,  die nur dem Zeitgeist entsprechen, die nicht auf einer fundierten wissenschaftlichen Basis stehen oder die in erster Linie der Umsatzmaximierung dienen sollen.
    • b) ich hinterfrage die Rahmenbedingungen (z.B. Digitaliserung) und setze diese nur in so weit um, als sie für die Abläufe in der Praxis oder für die Versorgung der Menschen wirklich einen Nutzen bringen
    • c) ich kann nicht für jeden der Arzt sein, den er gern hätte; Ich widme meinen Patienten Zeit, aber ich stehe nicht grenzenlos zur Verfügung; ich gehe auf meinen Patienten offen zu, er soll sich wohl fühlen, aber jede Beziehung hat Grenzen, so auch die Arzt- Patient- Beziehung.
  • „Lass Jahwe führen,  vertraue ihm, er wird es richtig machen“. Psalm 37,5 HFA 2015. Heißt für mich:
    • ich finde immer wieder Orientierung: im Gottesdient, im Hauskreis, durch Lesen von biblischen und theologischen Texten, durch Hören von Vorlesungen, durch Austausch mit Kollegen und Theologen, an erster Stelle aber im  Gebet.
  • „Das soll also euer Ziel sein: ein Leben, das von der Liebe bestimmt wird“ Kor 14 NGU: Heißt für mich:
    • Liebe ist für mich die Metanorm allen Handelns.
    • Liebe im Zusammenhang mit dem Arztberuf ist nicht romantisch gemeint, sondern im Sinne von „Agape“,  sie bedeutet  Zuwendung – sowohl passiv (Zuhören) als auch aktiv (Handeln)

Natürlich läuft durch diese Erkenntnisse nicht alles perfekt. Eben wie im richtigen Leben setze ich diese Grundsätze nicht immer so um, wie ich es idealerweise gern möchte. Nun hat ja auch Paulus schon erkannt, dass es ihm nicht immer gelingt, das richtige zu tun („ich möchte das richtige tun, aber ich tue das falsche“ – Röm 7,15). Meine „Leitsätze“ sind ein Weg, eine Richtschnur und ich wünsche mir, dass ich diesen Weg bis zum Schluß (mit einigen Schlenkern) gehen kann.

Magnus Bell